Der Ryfflibrunnen und sein Hintergrund
Einer der historischen Berner Stockbrunnen steht an der Aarbergergasse, der Ryfflibrunnen
Ryfflibrunnen
Ein stolzer ArmbrustschĂŒtze steht auf seiner BrunnensĂ€ule. Er ist um 1545 von Hans Giengs Werkstatt gemacht worden und stand ursprĂŒnglich mit einem achteckigen Trog mitten in der damals noch Golatenmattgasse genannten Gasse. Um 1846, als die Strasse neu angelegt wurde, war der Brunnen im Weg. Er fand mit den zwei, vom Solothurner Joseph Menth gelieferten, rechteckigen Becken, am Gassenrand einen neuen Platz. Nach dem Brunnen wurde auch das RyffligĂ€sschen benannt, das als Passage zwischen den benachbarten Gassen dient. Dieses GĂ€sschen genoss nicht immer den besten Ruf, dort waren die “Schönen Frauen” und ihre einschlĂ€gig berĂŒchtigten Etablissements angesiedelt. Heute haben ehrbare LadengeschĂ€fte ihren Platz eingenommen, einzig ein Kino hĂ€lt noch mit seinem halbseidenen Programm die alte Tradition wach.
Ryfflihof
Ryfflihof heisst der Coop-Supermarkt dort und kaum jemand weiss warum.
Alles begann lange vor Zeiten, als Bern mit einigen Nachbarherrschaften in Streit geriet. Ein Herr von Greyerz stellte Geldforderungen, ein Herr von Payerne wollte als römischer Kaiser anerkannt werden, der von Neuenburg wollte auch Geld, die Nidauer reklamierten drei BĂŒrger fĂŒr sich und zuletzt beanspruchten die Kyburger ihr vorher an Bern verĂ€ussertes Thun zurĂŒck, dies alles mit UnterstĂŒtzung der Stadt Freiburg. Bern aber versuchte mit Mediatoren den Streit gĂŒtlich beizulegen, was wegen der Wucherforderungen wenig Erfolg hatte. So kam es, dass die Truppen der Freiburger Partei Aarberg berannten und dann Laupen belagerten. Die von Ă€nnet der Sense hatten noch die UnterstĂŒtzung der Ăsterreicher bekommen und sie feierten bereits ihren bevorstehenden Sieg. Der Chef in der Burg Laupen war der Sohn des damaligen Berner Schultheissen Johanns II. von Bubenberg, der Johann III. von Bubenberg. Nicht zu verwechseln mit Adrian von Bubenberg, dem Helden von Murten.
Burg Laupen
Die Laupener wehrten sich mit ihren selbst gebauten Bliden erfolgreich gegen die Angriffe der Belagerer. Den Berner wurde langsam die Situation zu brenzlig und so zogen sie Truppen zusammen, vom Siebental (Simmental) (der Wyssenburger war ja mit schuld an den Streitigkeiten), vom Haslital, von den Eidgenossen Schwyz, Uri und den WaldstĂ€tten. Am Vorabend des Tausendrittertages 1339 besammelten sie sich am Ortsrand bei der BrunnschĂŒr zum ZnĂŒni und zogen dann frisch gestĂ€rkt und guten Mutes, unter der FĂŒhrung des jungen Hauptmanns Rudolf von Erlach (Reiterdenkmal am Kornhausplatz), durch den Forst gegen Laupen. Nach der Vesper, bei gĂŒnstigem Sonnenstand begannen sie den Angriff.
Reiterdenkmal fĂŒr Rudolf von Erlach
Das Brambergdenkmal fĂŒr die siegreichen Berner
Den Schlachtverlauf zu beschreiben erĂŒbrigt sich, jedenfalls waren sie siegreich und haben die ĂŒberlebenden frömde Fötzel in die Flucht geschlagen. Der Chronist erzĂ€hlt noch, dass sich vor der bevorstehenden Schlacht in den letzten Reihen einige verdrĂŒckt hĂ€tten “die vorster fluhend gegen dem vorst”. Der Hauptmann von Erlach meinte ĂŒber die FahnenflĂŒchtigen: “die sprĂŒwer sind gestoben von dem kernen.” Das war von einem Knecht des Jordan von Burgistein gesehen und brĂŒhwarm seinem Herrn berichtet worden. Der Herr von Burgistein war AnhĂ€nger der gegnerischen Partei und dachte dass die Berner den Streit verloren hĂ€tten. Er war froh darĂŒber und rief aus: “der ist ein guter schmitt gsin, der diss geschmit hĂ€t gemacht“.
Burgistein
Burgistein Belagerung
Doch bald musste er andere MĂ€re erfahren, nĂ€mlich dass die Berner obsiegt hatten. Das wurde ihm auch bald gewahr, als die Berner mit grossem Werk und GeschĂŒtz gegen seine Burg zogen. Da zog Jordan von Burgistein seinen Helm ab um zu sehen wie er sich der Angreifer erwehren könne. Ein Berner SchĂŒtze sah ihn am Fenster und schoss ihn mit einem Bolzen seiner Armbrust zu Tode. Einer der Berner Soldaten sagte darauf: “das war ein guter schmitt, der das pfyl geschmitt hat.” Und nun kommen wir endlich zurĂŒck zur Brunnengeschichte, der MeisterschĂŒtze war nĂ€mlich der Hauptmann Ryffli der auf dem hohen Brunnenschaft abgebildet ist.
Hauptmann Ryffli
Ein kleiner BĂ€r mit einer SteinschlossbĂŒchse an seinem Fuss gibt der Figur StĂŒtze, zwei lachende Masken am Schaft und zwei ernste Masken, aus denen die Röhren mĂŒnden, versinnbildlichen das gegenseitliche Verlachen.
Fotos: Erwin Weigand
Bild Belagerung von Burgistein aus Diepold Schillings Chronik