Diese wichtigen Themen führten 24 interessierte Bäre-HöcklerInnen in den Bremgartenfriedhof. Es ist ja unser Thema; mit fortschreitendem Alter sollten wir uns für “die letzten Dinge” und Schritte vorbereiten. Es kommt auch unseren Angehörigen zu gute, wenn sie wissen, wie wir uns den Abschied vorstellen.

Krematorium, Haupteingang

Dazu diente am Vormittag in der kleinen Kapelle des Krematoriums eine Informations- und Fragestunde mit Frau Ruth Schindler, Leiterin der Geschäftsstelle Bern von Pro Senectute. Sie teilte uns aus dem sog. “Docupass”, einem Dossier  mit Hinweisen und Beratungen zu den untenstehenden Themen eine fünfseitige Vorlage zum Thema “Anordnungen für den Todesfall” aus, die sie mit uns durchging. Es wäre nützlich, diese Fragen frühzeitig zu klären und das Dokument bei den anderen, im Todesfall wichtigen Unterlagen aufzubewahren:

Inhalt DOCUPASS

  • Patientenverfügung
    Ihre Bestimmungen für die medizinische Behandlung und Pflege sowie Angaben zu Organspende
  • Vorsorgeauftrag
    Ihre Bestimmungen für Vertretung in persönlichen Belangen und Vermögensangelegenheiten im Falle einer Urteilsunfähigkeit
  • Anordnung für den Todesfall
    Ihre Bestimmungen für das Sterben und den Tod
  • Testament
    Ihre Bestimmungen für die Hinterlassenschaft
  • Vorsorgeausweis
    Hinweis auf Ihre vorhandene Bestimmungen und/oder Vertrauenspersonen

Der DOCUPASS kann für CHF 19.00 exkl. Versandkosten im Shop bestellt oder direkt auf den Pro Senectute-Beratungsstellen bezogen werden. Siehe Link am Schluss des Artikels

Anordnungen für den Todesfall:

Ich habe im Internet einen praktischen umfangreichen Leitfaden als PDF gefunden, der von der Webseite der KESB heruntergeladen und ausgedruckt werden kann (12 Seiten):

http://www.kesb-schutz.ch/vorsorge/anordnung-im-todesfall/

Das Thema war angestossen und löste natürlich bei vielen Teilnehmern Fragen und eigene Erfahrungen aus. Auf dem Weg zum “Stall”, nein, zum Personalrestaurant “STELLA” des Inselspitals, zu dem uns Jean Pierre auf verwinkelten Pfaden und Hintertürchen führte, kreisten wohl nicht wenige Gespräche um diese Themen.

Rituale, Sterbebegleitung, Bestattungswünsche – Erdbestattung oder Kremation, Grabgestaltung, Wo sind welche Dokumente zu finden, Wo  sind meine Daten auf dem Computer gesichert, Wie heissen die Zugangspasswörter, Welche Banken und Versicherungen sind zuständig für meine Konten und Verträge und so weiter.

Frau Schindler war sehr erfreut, wenn nicht sogar erstaunt, dass wir als normal betroffene Senioren uns mit diesen Fragen auseinander setzen und sogar in die Hintergründe der Kremation blicken wollten!

Krane und Baustellen auf dem Inselareal

Komfortabel im riesigen Personalrestaurant konnten wir dank bester Startzeit an den reichhaltigen Buffets auswählen und an reservierten Tischen Platz nehmen. Wir hatten aussergewöhnlich viel Zeit für diese Mittagspause, was ich sehr schätzte. Ich versuchte mich daher durch das Gewirr von Baustellen auf dem Areal des Inselspitals, wo ich vor 60 Jahren meine drei Wochen RS-Vollendung als Sanitätssoldat verbracht habe, zurecht zu finden.

Katholische Kapelle auf dem Inselareal

Reformierte Inselkapelle, neue Chorgestaltung

Deckenleuchte in der ref. Inselkapelle

Sponsorenwerbung in den Wappenscheiben

 Der Nachmittag wurde von ganz praktischem Anschauungsunterricht gefüllt. Wir konnten eine Führung in die Anlagen der “Bernischen Genossenschaft für Feuerbestattung Krematorium Bern” (Link am Schluss des Artikels) erleben; eine Gelegenheit übrigens, die vor allem zur Ausbildung von medizinischem Personal, Bestattungsunternehmungen und ähnlichen Berufsgruppen in Anspruch genommen wird.

Ein Blick ins Innere des Krematoriums

Zu einer kurzen Information setzten wir uns diesmal mit Frau Silvana Pletscher-Bächtold, Geschäftsführerin Krematorium Bern, in die sog. Grosse Kapelle (mit leider sehr grossem Hall und ohne Tonanlage) für eine kurze Erklärung zu den verschiedenen Möglichkeiten der Abdankungen und Abläufen bei diesen Feiern. Es ist fast alles möglich, für fast alle Bedürfnisse. Die Kapellen sind sehr diskret und neutral gestaltet, ohne Sprüche und Symbole einer Religionsgemeinschaft.

Genauere Informationen und Bilder siehe unter dem Link zum Krematorium am Schluss des Artikels.

Podium für Urne oder Sarg in der kleinen Kapelle

Dann wurden wir in die unteren Räume geführt, wo sich die Kremation (Feuerbestattung) diskret abgeschirmt aber sehr sauber und auch baulich ästhetisch abspielt.

Hier im Raum mit den Verbrennungsöfen. Es werden gerade menschliche Organe aus der Pathologie des Inselspitals zur Verbrennung vorbereitet.

 Wir durften sogar direkt eine Kremation aus der Nähe verfolgen. Ein sehr emotionales Erlebnis!

Der ganze Verbrennungsvorgang dauere etwa drei Stunden, erklärte uns einer der Mitarbeiter, Herr A. Kiener. Eine Stunde in der oberen Brennkammer bei 800 bis 1000 Grad Hitze, eine Stunde in der mittleren Ebene zur Nachverbrennung und ungefähr eine Stunde zur Abkühlung und zur Weiterverarbeitung der Asche bis in den Urnenbehälter. Da werden die künstlichen Teile aus Metall heraussortiert und recycelt.

Aschekasten mit Eisenteilen und einer Nummerntafel aus Ton (zur Identifikation), daneben eine fertig abgefüllte Urne aus Metall und ebenfalls einer Tontafel

Auf der Hinterseite der Verbrennungsöfen durften wir sogar einen Blick durch ein Guckloch ins Innere der Brennkammer werfen.

Guckloch in die Hauptverbrennungskammer

Die Abgase (Rauch) werden sorgfältig gefiltert über die zwei neuen Kamine abgeleitet. Die alten Kaminaufbauten auf dem 1. Bild sind nicht mehr in Betrieb.

Das Krematorium Bern verfügt über 21 Aufbahrungsräume, die 2013/2014 saniert wurden. Wir durften uns auch da umsehen und zu unserer Überraschung (die Teilnehmer wissen, wovon ich spreche) einen Blick in einen für Besucher offenen Raum werfen. Für mich immer wieder ein befremdender Anblick, die erstarrte, leblose Hülle eines verstorbenen Menschen zu erleben.

Die Frage, ob diese Hülle verbrannt in einer Urne in die Erde gesenkt, die Asche auf ein Stück Wald oder Feld oder in ein Gewässer verstreut oder ob eine Erdbestattung bevorzugt werden soll, stellt sich heute mehr als früher. In unseren Gegenden waren es vor allem die christlichen Kirchen, die der Feuerbestattung entgegen traten. Heute werden 9 von 10 Verstorbenen kremiert. Im Jahr 2015 wurden hier 3’700 Feuerbestattungen durchgeführt.

Der Bremgartenfriedhof als letzte Ruhestätte – mitten in der Stadt

Zitat aus dem Wikipediaartikel: “Der Bremgartenfriedhof wurde in der Nähe des Inselspitals am 29. Dezember 1864 als Ersatz für den Monbijou-Friedhof feierlich eröffnet und am 1. Januar 1865 fand die erste Beerdigung statt. Damals befand sich der Friedhof noch weit vor der Stadt, auf freiem Feld. Die erste Leichenhalle entstand 1885 und das Krematorium 1908.  1931 kam eine Urnenhalle hinzu, die später erweitert wurde. 1954 entstanden der heutige Eingangsbereich, eine neue Abdankungshalle und das Verwaltungsgebäude. Seit November 1999 besteht ein Grabfeld für Muslime. Der Friedhof ist heute auch ein Park und wird von Stadtgrün Bern gepflegt.”

Eingang zum Friedhof mit Abdankungshalle

Herr Spycher, ein Mitarbeiter von Stadtgrün Bern, führte uns durch den Park. Er wies vor allem auf die vielen aktuellen Möglichkeiten hin, Verstorbene in die Erde zu  legen. Die Fläche, die heute wie ein riesiger Park aussieht, war 1980 mit 18’000 Gräbern voll belegt! Heute sind noch 3’500 Gräber zu sehen. Darum könne man viel grosszügiger mit dem Platz umgehen. Ein grosser Teil nimmt das sog. Gemeinschaftsgrab in Anspruch. Da gibt es die Möglichkeiten, die Asche ohne Urne in eine Kaverne zu geben, die Urne in eine Nische zu stellen, sie in einen Urnenhain in die Erde oder neu in einem Urnen-Reihengrab (ohne spezielle Beschriftung) zu versenken.

Eine der alten Urnenhallen, ziemlich düster.

Urnengräber in einem sog. Themengrab (keine eigene Bepflanzung)

Der Grabfeld für Muslime.

Die provisorischen Grabtafeln werden von der Friedhofverwaltung hergestellt und gesetzt – anstelle der einfachen Holzkreuze.

Gemeinschaftgräber, Sargreihen im Rasenfeld

Familiengrab

In den nächsten Tagen nehme ich mir vor, mit meiner Frau die Fragen und Bereiche “Anordnungen für den Todesfall” zu besprechen und einige zaghafte Anfänge zu machen. Der Besuch an diesem Bäre-Höck-Tag trägt entscheidend dazu bei, uns nicht zu verlieren, die Bäume vor lauter Wald nicht mehr zu sehen.

Nützliche Links:

Docupass: https://be.prosenectute.ch/de/beratung/recht_und_vorsorge.html

bgf-Krematorium https://www.krematorium.ch/index.asp?page=bgf-krematorium-bern

Alle Bilder © Willy Vogelsang, mit freundlicher Erlaubnis der bgf-Krematorium Bern

One Comment

Schreibe einen Kommentar