Es herbstelet; die Blätter und die Preise fallen. Dies erlebte ich kürzlich bei einem Einkauf in einem riesigen Schuh- und Sportartikelzentrum. Der Parkplatz davor war proppenvoll. Wir mussten warten, bis jemand eine Lücke freigab. Vor dem Laden ein Zelt mit “Schnäppchen”. Ein Schuhgestell, das wir kurz überprüften. Ich fand ein Paar meiner Grösse und probierte es an. Passt. Preis fast gratis! Wir haben zugeschnappt.

Aber ich wäre ein eher schlechter Verkäufer. Wenn ich sehe, wie in der Stadt in vielen Geschäften die Gestelle voll, die Läden leer und das Verkaufspersonal gelangweilt auf Kundschaft wartet, dann mache ich mir Gedanken über unsere Konsumgesellschaft. So auch auf Jahrmärkten, wo überall die gleichen Hüte, Kleider, Schmuckringe, Spielsachen und Souvenirs an den Ständen aufgetischt sind. Wer will denn all das Angebotene kaufen. Ich bin definitiv kein Marktschreier, auch kein “billiger Jakob” (gibt es den noch?).

Frische Weggli, das ist gemäss dem Sprichwort ein Verkaufsschlager. Der Erfolg ist sichtbar und befriedigt. Aber wie manche ProduzentInnen und HandwerkerInnen werden ihre Produkte nicht los, bleiben darauf sitzen. Sie tun mir leid. Übrigens betrifft dies nicht nur sie, sondern alle, die tagtäglich an ihrem Arbeitsplatz krampfen, hirnen, texten und oft nicht erkennen können, zu was das alles Sinn macht. Wenn’s gut kommt, finden sie am Ende des Monats mehr oder weniger Lohn auf dem Konto. Andere verlieren aus strukturellen oder Rentabilitätsgründen ihre Anstellung und damit meist auch ihr Selbstwertgefühl, ihre Anerkennung und Befriedigung.

Ähnliches spielt sich auch im Internet ab, nur in unvorstellbaren Dimensionen und oft anonym. Es werden laufend Produkte angeboten und beworben, gestreut wie ein Sämann auf dem Acker den Samen aussäht. Aus dem biblischen Gleichnis wissen wir, dass da Einiges auf guten Boden fällt, wenn der oder die da den Acker bebauen, Geduld haben und Warten können. Nur die “Herbstzeitlosen” aus Trueb machen schnelles Geld. Andere bleiben auf der Strecke. Sie erhalten kein Echo, keine Antwort – und wissen nicht warum. Sie kennen die Besucher der Webseite ja nicht.

Ein Hausierer wie in vergangenen Zeiten hätte wohl mehr Glück. Er steht vor der Haustür oder kommt gar in die Wohnung wie der Just-Vertreter einst. Im Gespräch kann sich Vertrauen bilden. Es kommt zum Kauf – oder nicht. Vielleicht beim nächsten Besuch; er kommt ja wieder.

Wir sollten wählerischer sein im Umgang mit dem Internet, unsere Kontakte auf Empfehlungen aufbauen, gute Erfahrungen miteinander austauschen. Es könnte ja sein, dass der eine oder die andere LeserIn ein echtes “Schnäppchen” findet, eine Trouvaille, die den Alltag bereichert. Es muss ja nicht immer hartes Geld sein; es gibt noch andere Werte, die uns gut tun und zufrieden machen.

Bildquelle Titel: Paul-Georg Meister / pixelio.de

Schreibe einen Kommentar