Es war zwar nicht das von Thun-Tourismus in den prĂ€chtigsten Farben angepriesene Schadaupark-Wetter, das uns nach dem gemeinsamen Mittagessen im Restaurat Buurehuus in der NĂ€he erwartete. Doch wir waren ja im Trockenen, fĂŒr mich das erste Mal im Innern des Schloss Schadau.

Wir hatten genĂŒgend Zeit, uns hier auf der Fensterseite des Restaurants noch einen Dessert und den obligaten Kaffee zu genehmigen.

“Das Schloss Schadau steht im Schaudaupark, einer Englischen Gartenanlage, in der auch das Wocher-Panorama aufgestellt ist, und wurde 1846 bis 1854 nach PlĂ€nen von Pierre-Charles Dusillon in einem historistischen Mischstil von Tudor-Gotik und an die Loire-Schlösser angelehnter Neurenaissance fĂŒr den Bankier Abraham Denis Alfred de Rougemont an Stelle eines alten Landsitzes erbaut.” (aus Wikipedia”)

Wir staunten ĂŒber die stilvolle Einrichtung des Hauses und lassen euch mit einigen Bildern daran teilhaben.

PĂŒnktlich um 15 Uhr trafen dann auch noch die NachzĂŒgler vor der Bauabschrankung des Thun-Panoramas ein, so dass Jean Pierre insgesamt 15 TeilnehmerInnen begrĂŒssen konnte.

Wir hatten ja das Privileg, die Baustelle und vor allem die Restauration des PanoramagemĂ€ldes des Basler KĂŒnstlers Marquard Wocher live mitzuerleben. Dies unter der kundigen FĂŒhrung von StadtfĂŒhrer Jon Keller und dem Restaurator H.A. Fischer.

Allerdings mussten wir mit sanfter Gewalt den Zugang zur Baustelle erobern, wie Figura zeigt. Erwin hebelte kurzer Hand eines der Absperrgitter aus dessen Verankerung und öffnete uns so eine LĂŒcke im Zaun.

Herr Keller ist als ehem. Stadtarchivar ein routinierter StadtfĂŒhrer. Es ist ein Erlebnis, nur schon seinen lebendigen, eindringlichen und engagierten Worten zuzuhören. “Thun, Stadt der Alpen”? Ach was, er wĂŒrde vorschlagen “Thun – Stadt am Meer!” FrĂŒhmorgens – Nebelmeer; spĂ€tabends – Lichtermeer – und dann Nichts mehr!

Er ist ausgesprochen stolz auf das Werk, das Ă€lteste Panorama der Welt. Und eines der vier in der Schweiz noch vorandenen Rundpanoramas (das sind noch Das Bourbaki-Pano in Luzern 1881; Die Schlacht bei Murten 1894, zur Zeit aufgerollt in einem MilitĂ€rdepot; Die Kreuzigung Christi in Einsiedeln 1960). Noch vor ein paar Jahren hiess diese Rontonde in Thun “Wocher-Panorama”.

 

Damit das Kunstwerk der Öffentlichkeit und vor allem dem Tourismus besser erschlossen werden kann, wird im Erdgeschoss das ehemalige kleine “KassenhĂŒsli” durch einen schlanken, transparenten Flachbau ersetzt. Das eigentliche RundgebĂ€ude erhielt eine neue Lichtkuppel und eine Erdbeben sichere VerstĂ€rkung in der tragenden Konstruktion.

Innen ist die aufwĂ€ndige Restauration des GemĂ€ldes noch voll im Gange. Die auf SpezialbĂŒttenpapier aufgetragenen Farbschichten werden sorgfĂ€ltig ausgebessert und der Firnis erneuert. Diese Arbeiten werden vom Sohn des frĂŒheren Restaurators Fischer mit seinem Team geleitet und durchgefĂŒhrt.

Es ist klar, dass da nicht mit grossem Pinsel angerichtet wird. Es sind feinste Spuren der Verwitterung durch Feuchtigkeit auszubessern und selbstverstÀndlich mit den originalen Farben, hergestellt aus Pigmenten.

Wir durften dann die Stufenpyramide in der Mitte der Rotonde ersteigen, um durch das GerĂŒst hindurch einen Blick auf das gigantische realistische GemĂ€lde (7.5 m x 38 m) und die daran arbeitenden MitarbeiterInnen zu werfen.

Dabei sind manche neckischen Details aus dem Thuner Stadtleben zu erkennen; wobei der KĂŒnstler die Kleidermode wohl eher dem Sonntag und nicht den Werktagen zugeordnet hatte!

Nach der Ă€usserst interessanten FĂŒhrung durch die beiden kompetenten Herren Keller und Fischer warfen die heimkehrenden Teilnehmer noch einen Blick in das berĂŒhmte Hochzeitskirchlein Scherzligen, unmittelbar an den Schadaupark angrenzend.

Da lese ich in einem Artikel in Wikipedia: “Im 9. Jahrhundert entstand der heute noch bestehende Turm (untere zwei Drittel). 933 soll Rudolf II. von Burgund (+937) zwölf Kirchen rund um den Thunersee erbaut haben, darunter Schertzlingen (nach der StrĂ€ttliger Chronik des Elogius Kiburger von 1456). Dabei könnte es sich um das heutige Kirchenschiff mit romanischer Apsis handeln, das aus dem 10.-12. Jahrhundert stammt.”

Aus der FĂŒlle der Wandmalereien sind viele Fragmente wieder freigelegt oder besonders ausgestellt und gut beleuchtet.

 

Mit Freude entdecke ich meine damaligen Aufnahmen fĂŒr einen Wettbewerb von Wikimedia Schweiz unter den  Bildern in Wiki-Commons zum Thema!

Zum Bahnhof fĂŒhrte uns der Weg am Kanal entlang zur SchiffslĂ€ndte, wo aktuell am Rechen das viele angeschwemmte Holz herausgeholt wurde.

Da steht doch auf demLastwagen: “Wir thun was — fĂŒr Thun!”

Ja, es ist eine reichhaltige interessante Ecke der Stadt. Wer vom Bonstettenpark her das Seeufer ĂŒber den Schadaupark zum Bahnhof erwandert, erlebt eine Vielfalt von Kultur auf kleinstem Raum, von der BĂŒhne der Seespiele ĂŒber das Kongress- und Kulturzentrum zum Thun-Panorama (ab September wieder öffentlich) zum Schloss und dem Scherzligen Kirchlein. Thun ist eine Reise wert – und ein Ausflug des BĂ€re-Höcks sowieso ein doppeltes VergnĂŒgen.

Sehen wir uns das nÀchste Mal?

Liebe GrĂŒsse
WillY

Nachtrag: Das neu restaurierte Thun Panorama einige Wochen spÀter:

alle Bilder aus WillYs Fotowerkstatt

Schreibe einen Kommentar