Der Bäre-Höck und der Umzug des “Lichtspiels”
Nein, dieses Lichtspiel hat nichts mit dem aktuellen “son et lumière”-Spektakel auf dem Bundesplatz zu tun !
Das Lichtspiel in Bern ist eine Kinemathek und ein Kino und ein Museum und ein Verein und ein Filmarchiv und eine Werkstatt – kurz eine Institution, die alles im Zusammenhang mit Film sammelt, ausstellt, restauriert, zeigt, repariert, konserviert und archiviert.
In den Lokalitäten zwischen Güterbahnhof und der Kehrichtverbrennungs-Anlage findet sich auf 2 Stockwerken, nebst dem 50-plätzigen Kino mit gemütlicher Bar,
eine riesige Sammlung von Maschinen und Filmmaterial, eine Unmenge von Projektoren
und sonstigen Filmbearbeitungsmaschinen, 14’000 Filmrollen, Filmplakate,
ein Bild- und Musikarchiv – Zeugen der über 100-jährigen Kinogeschichte.
Im Zusammenhang mit dem Bau der neuen Kehrichtverbrennung im Bremgartenwald ist geplant, das ganze riesige Gelände mit der heutigen Kehrichtverbrennung und den diversen Industriegebäude in der näheren Umgebung zu planieren und einer neuen Nutzung zuzuführen. Und eines des Opfer dieser Idee ist das Lichtspiel, das sich seit dem Jahr 2000 in einer alten Chocolat Tobler-Fabrik etabliert hat und dessen Zukunft sehr ungewiss wurde.
Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass sich eine Lösung für diesen Umzug ergeben hat : Neben der Dampfzentrale, in der alten Ryff-Fabrik, können sie ab März 2012 die alten Räumlichkeiten der Schauspielschule beziehen. Und Ende 2012 müssen die aktuellen Räumlichkeiten geräumt sein. Einen sportlichen Meilenstein haben sich die Verantwortlichen gesetzt : Am 16. März 2012, für den Museumstag, wollen sie erstmals die Türen öffnen !
Und was hat der Bäre-Höck damit zu tun ?
Wenn man die Lokalitäten des Lichtspiels kennt, mit den Massen von Objekten, die den Weg zum kleinen Kino säumen und sich vorzustellen versucht, wieviel von der Sammlung nicht sichtbar ist, der kann sich ein bisschen vorstellen, was “UMZUG” bedeutet. Wenn man dazu weiss, dass die Grundstruktur dieser Institution aus dem 7-köpfigen Vorstand und den 150 Stellenprozenten besteht, dann kann auch die Grösse des Vorhabens eingeschätzt werden. Glücklicherweise wird ein grosser Teil der verschiedenen Arbeiten bereits heute von Freiwilligen, Pensionierten, Zivildienstleistenden und Langzeitarbeitslosen geleistet.
Mit der umwerfend positiven Erfahrung des Bäre-Märt im Hinterkopf wurden die Teilnehmer des November-Bäre-Höcks gefragt, ob das Interesse besteht, uns bei diesem Umzug zu engagieren. Das Echo war positiv und deshalb starten wir ein neues Bäre-Höck-Projekt.
Natürlich geht es nicht darum, Maschinen und Kisten rumzuschleppen. Die Aufgabe besteht viel mehr um Vor- und Aufbereitungsarbeiten. Wie bei jedem privaten Umzug muss überlegt werden, was man überhaupt mitnehmen will. Es gilt zu sichten und zu sortieren, Wertvolles und Behaltenswertes zu katalogisieren, Nicht-Erhaltenswertes wegzuwerfen oder auf ebay zu veräussern. Technische Apparate müssen teilweise in Einzelteile zerlegt und ausgeschlachtet werden. Plakat-, Bilder- und Tonträger-Sammlungen müssen erschlossen und aufgenommen werden. Jegliche Art von persönlichen Fähigkeiten und Interessen kann dabei sinnvoll eingesetzt und genutzt werden.
Interessenten können sich anmelden, selbstverständlich auch Nicht-Bäre-Höckler, völlig unverbindlich, möglichst rasch. Im Verlauf des Monats November werden wir ein Treffen mit den Lichtspielern organisieren. Dadurch sollen alle eine Vorstellung vom “Projekt” haben und können ausfindig machen, welche der eigenen Fähigkeiten und Interessen einsetzbar wären.
Und natürlich kann jede/r vorgängig im Lichtspiel schnuppern, hier ist das aktuelle Kino-Programm.
19.11.2011 Einladung zum ersten Treffen im Lichtspiel
Alle angemeldeten Freiwilligen treffen sich am Montag 28.11. um 14:00 Uhr im Lichtspiel. Natürlich können sich weitere Personen noch anmelden und sich uns zum Treffen anschliessen.
Bitte, nehmt eure Agenda mit, damit wir Folgetermine (ohne doodle) festlegen können.
28.11.2011 : Bericht vom 1. Treffen im Lichtspiel
Alle angemeldeten Freiwilligen fanden sich heute im Lichtspiel ein.
Der erste Schritt in die Lokalitäten war beeindruckend ! Die Augen wurden gross und grösser, die Münder blieben offen – alle waren baff, ob der riesigen Menge von Maschinen und Apparaten aller Art. Ich gehe davon aus, dass unsere Fotografen Willy und Erwin im dazugehörenden Foren-Beitrag einige Bilder einstellen werden, die einen kleinen Eindruck davon wiedergeben.
Judith, unsere Ansprechperson im Lichtspiel-Team, begrüsste uns und bat uns, in den Kinostühlen Paltz zu nehmen. Wir sanken in die tiefen rosa Kissen der alten Bestuhlung des ehemaligen Kino Eiger. Judith erzählte uns von der Geschichte des Lichtspiels, von der immensen Sammlung und von der Zukunft, dem Umzug.
Sie skizzierte die verschiedenen Arbeitsbereiche, in die wir Freiwillige uns stürzen könnten. Für einige der Anwesenden wurde bereits da klar, dass es für sie, die am liebsten Schraubenzieher und Zange in die Hand genommen hätten, noch zu früh ist. Um entscheiden zu können, welche Maschinen ausgeschlachtet werden sollen und welche nicht, muss zuvor die Übersicht über den Maschinenpark gewonnen werden. Dies ist aber mit den jetzigen Platzverhältnissen unmöglich. Erst wenn im März das gesamte Kino in die neuen Räumlichkeiten umgezogen ist, besteht eine genügend grosse Fläche um diese Übersicht zu schaffen. Und erst dann können die “Mecher” an die Arbeit. Aber David (der Direktor) hatte aber trotzdem etwas für sie – siehe unten.
Dann besichtigten wir die Archive,
- die Regal-Laufmeter von Migros-Säcken gefüllt mit Poster, Aushangbilder und Flyer,
- die beeindruckende Menge an Langspielplatten und
- die Stapel von Schachteln mit dem ehemals “Bund”-Bildarchiv.
Und oft erschallte von der Tiefe der Regalwände der überraschte Ausruf “ou, lueg da, weisch no !” wenn ein Bild oder ein Poster gute alte Erinnerungen hervorrief. Gleichzeitig wurde das Ausmass der Sammlung immer präsenter und die Erkenntnis, dass der riesige Maschinenpark eigentlich “nur” die beeindruckende Fassade ist, dass dahinter aber der wahre Fundus zu entdecken ist – und damit auch die Arbeit für die Ameisenscharen.
Bei der Bar trafen wir uns alle wieder. Marie-Theres sprach mich an und fragte, ob man jetzt “Nägel mit Köpfen” machen könne und die Sache richtig angehen könne oder ob noch lange Vorbesprechungen nötig seien. Ich forderte sie auf, für den sie interessierenden Bereich, das Bildarchiv, zwei Gleichgesinnte zu suchen und ein Arbeitsteam zu bilden. Dann sollten sie sich einen ersten Termin suchen, der auch Judith passt, die sie beim ersten Mal anweisen müsse. Dies wurde auch im Nu erledigt, Willy und Erwin sind dabei und das Team “Bilder” tritt am Donnerstag 1. Dezember zur Arbeit an.
Unter der Leitung von Ruth bildete sich das Team “Platten”, mit Katalin und Christian, und die nehmen ihren Dienst bereits morgen, am Dienstag, 29. November an.
Das bereits oben erwähnte Mechaniker-Team, Walter, Hans und Werner, der in einigen Tagen dazustossen wird, trifft sich ebenfalls am Donnerstag 1. Dezember in Ostermundigen in den Räumen der aufgelösten Firma Schwarz-Film AG. Offensichtlich gibt’s da Teile aus dem Inventar, welche in die Lichtspiel-Sammlung integriert werden sollen.
Voller Erwartungen und Tatendrang verabschiedete sich die ganze Gruppe von Judith und dem Lichtspiel. Fortsetzung folgt auf diesem Kanal ….
01.12.2011 : Bericht von den ersten Arbeiten
Am Dienstagmorgen und am Mittwochnachmittag traf sich das Team “Platten” zur Arbeit. Judith gab zu Beginn die wichtigsten Anweisungen und Kriterien : Im Prinzip sind bereits alle Platten in der Lichtspiel-Datenbank – diese Nachricht war schon mal eine Überraschung für uns ! Nun geht’s darum
- zu prüfen, dass wirklich alle Platten in dieser Datenbank enthalten sind
- zu unterscheiden, ob die Platte Filmmusik enthält oder nicht
- im zweiten Fall (keine Filmmusik) dieser Platte die Markierung “zum Verkauf” in die Datenbank setzen.
Während Ruth in die hinteren Regionen, zwischen den hohen Regalwänden, zu den Platten verschwand,
richteten wir uns an wackeligen Tischen ein.
Am Dienstag war’s noch ziemlich ineffizient, aber am Mittwoch kamen Christian und Jean-Pierre mit ihren privaten Note- und Netbooks. Als diese Computer am Lichtspiel-WLAN hingen, den Zugriff auf die Datenbank hatten und wir die Transaktionsprogramme zum Suchen, Erfassen und Bearbeiten der Platten beherrschten, ab da ging’s wirklich zügig los. Ruth beschäftigt sich dank ihrer über 40-jährigen Erfahrung im Musik- und Plattengeschäft “nur” mit dem Sortieren der Platten und stellt sie entsprechend in Bananenkisten. Und die anderen Drei suchen die Platten in der Datenbank und markieren die Platten ohne Filmmusik.
Überflüssig zu betonen, dass wir da richtiggehende Schätze in den Händen hielten. Ruth hatte oft fast Tränen in den Augen und konnte sich ob der Schelllack-Platten mit Erstaufführungen von klassischen Werken manchmal kaum erholen.
Und Katalin entdeckte klassische Platten, auf denen ihr ungarischer Onkel als Dirigent figurierte – eine davon durfte sie heimnehmen.
Heute Donnerstag war die Reihe am Team “Bilder”, seine Aktivitäten aufzunehmen. Auch hier gab’s zuerst Anleitungen durch Judith, wie das ehemalige Bildarchiv des “Bund” zu behandlen und aufzunehmen ist.
- Die Bildboxen mit den halbwegs vorsortierten Bildern sind zu leeren,
- alle Bilder müssen manuell nach Original-Filmtitel sortiert, zusammengesucht und -getragen werden und
- pro Filmtitel in ein säurefreies Couvert gesteckt, auf das dieser Titel zu schreiben ist.
- Diese Couverts kommen dann alfabetisch sortiert in Schachteln mit Alfa-Register.
- Der letzte Schritt ist das Erfassen aller Couverts in eine Excel-Tabelle, wobei Original-Filmtitel, Jahrgang, Herkunftsland, Regissseur, wichtigste Schauspieler und Medium zu erfassen sind.
Zur “Vereinfachung” des Ganzen gibt’s nebst Fotos in den verschiedensten Formaten
auch viele Diapositive und sogar CD’s und DVD’s.
In den meisten Fällen stehen auf der Rückseite der Bilder die wichtigsten Informationen.
Oft ist aber dort nicht der Original- sondern z.B. der deutsche Filmtitel, aber dank der Angabe des Lands ist erkennbar, dass es kein deutscher Film ist. Zur Suche aller zur Erfassung fehlenden Informationen steht uns die IMDb zur Verfügung, die Internet Movie Database.
Unsere Arbeitsaufteilung ist noch nicht ganz optimal. Das Zusammenlegen nach Filmtitel benötigt viel Auslegeplatz, Disziplin und ein detektivisches Gspüri.
Am Effizientesten ist dabei eine Person mit einem guten Gedächtnis bezüglich Titel und Ablageort, sozusagen ein Memory-Spezialist ! Mehrere Personen kommen sich bei dieser Sortierarbeit eher in die logische Quere.
Die Erfassung ist im Moment noch der Flaschenhals, da zudem noch fehlende Informationen in der IMDb zu suchen sind. Aber nächstes Mal wird dieser Erfassungsplatz verdoppelt.
Auf diese Art tasten wir uns vorwärts, in Richtung der effizientesten Bearbeitung dieser Filmschätze.
24.12.2011 : Zwischenbericht am Jahresende
Die Arbeiten gedeihen, viel Interessantes geht durch unsere Hände und weckt Erinnerungen, musikalische und filmische. Und manchmal kommen wir mittags in Genuss des von Zivis auf zubereiteten Mittagessen.
Das Team „Platten“, jeweils am Montag am Werk, hat sich in einer ersten Phase durchgearbeitet : Film- ist von Nicht-Film-Musik getrennt.
Jede Platte der zweiten Kategorie wurde in der Datenbank gesucht, gefunden, „zum Verkauf“ markiert und in Bananenkisten abgelegt. Nun werden wir die möglichen Kanäle suchen, um diese „Schätze“ zu versilbern.
Auch alle Platten mit Filmmusik sind in der Datenbank enthalten und jetzt geht’s darum, ein physisches Ablage-Ordnungssystem auszutüfteln, das ein Finden der Platte erlaubt. Überflüssig zu betonen dass auf den Objekten weder etwas geschrieben noch Etiketten angebracht werden darf.
Das Team „Bilder“ trifft sich jeweils am Donnerstag und hat noch viel Arbeit vor sich. Begonnen haben wir mit dem Buchstaben „M“ des Original-Filmtitels, angelangt sind wir beim „S“ – und dies wohlgemerkt nur der US-Filmproduktion, danach kommt noch der Rest der Filmwelt. Das Sortieren der vielen Fotos erfordert volle Konzentration. Und beim Erfassen wird oft detektivisches Gspüri verlangt, aber dank des Nachschlagewerks im Internet ist praktisch alles auffind- und zuteilbar.
Am 22. Dezember hat diese Gruppe die Arbeit für dieses Jahr beendet. Im Januar wird wahrscheinlich das „Platten“-Team zum zweiten „Bilder“-Team umfunktioniert werden.
Am 16., bzw. 19. Januar 2012 geht’s weiter.
Allen Lichtspiel-Akteuren wünschen wir frohe Festtage, im neuen Jahr viel Glück, gute Gesundheit und weiter so im Lichtspiel – und wenn sich uns jemand anschliessen will, nur zu !
06.02.2012 : Ende der 1.Aufgabe + Aufruf + Ankündigung
Heute hat das Team „Platten“ unsere erste Aufgabe, die Bearbeitung der Platten, beendet.
Die Plattensammlung besteht aus über 2000 Platten in allen Formaten. Darin nicht eingeschlossen sind die reinen Geräusch-Platten, die von Ruth nur grob kategorisiert wurden. Alle anderen Platten wurden in Film- und Nicht-Film-Musik getrennt.
Jede der ca. 500 Filmmusik-Platten erhielt als Identifikations-Nummer in der Datenbank ihre physisch eingeprägte Platten-Nummer und wurde zum Wiederauffinden aufsteigend nach dieser Nummer abgelegt.
Alle anderen ca. 1600 Platten erhielten in der Datenbank den Vermerk „zum Verkauf“ und wurden ungeordnet in Bananenkisten gestellt.
Einige professionellen Händler sind bereits vorbei gekommen und haben daraus einige „Rosinen“ herausgepickt und bezahlt. Interessierte können jederzeit Kontakt mit dem Lichtspiel aufnehmen. Im Frühjahr sind Rampenverkäufe geplant.
Die Platten-Equipe wird nun, ebenfalls am Donnerstag, zum Team „Bilder“ stossen und sich an der Arbeit am ehemaligen Bildarchiv des „Bund“ beteiligen.
Aufruf :
Für die ersten beiden März-Wochen werden fleissige Hände gesucht, welche vor Ort die bestehenden Vorhänge auf die neuen Fenster in der Ryff-Fabrik anpassent (kürzen und neue Gleiter annähen).
Ankündigung :
AUSKLANG – OPEN HOUSE AN DER BAHNSTRASSE
Für alle, die noch nie da waren, für alle, die noch einmal möchten oder für diejenigen, die einfach so Lust haben, vorbeizuschauen :
Vor dem bevorstehenden Umzug Mitte März öffnet das Lichtspiel an zwei Wochenenden seine Türen für alle FilmfreundInnen, Vereinsmitglieder, Technik-Interessierten, Filmschaffenden, SammlerInnen und NostalgikerInnen.
Noch einmal besteht die Möglichkeit, die spezielle, dem Lichtspiel eigene Duftmischung aus Kakaobohnen und Projektorenöl einzuatmen, das Dachgebälk der Vorhalle zu bewundern, eine Fahrt im Warenlift zu wagen und mit dem Lichtspielteam über die Vergangenheit und die Zukunft des Lichtspiels zu plaudern.
Natürlich wird auch auf der Leinwand immer wieder Altbewährtes und Neuentdecktes aus dem Lichtspielarchiv zu sehen sein.
Am Samstag/Sonntag 11./12.2. und 25./26.2.2012 gibt’s „offene Hallen“ von 12 bis 22 Uhr, am Sonntag ab 20 Uhr mit dem normalen Kurzfilm-Programm.
Am Samstag 25.2. um 20 Uhr zeigen wir zudem als Abschluss des Zyklus “Mord und Totschlag” den Stummfilmklassiker “Schloss Vogelöd” von Friedrich Wilhelm Murnau, musikalisch wird die Vorführung begleitet von Christian Henking.
29.02.2012 : Mitarbeiter-Apéro in den neuen Räumlichkeiten
Heute Abend wurden alle Leute, die in irgendeiner Art und Weise beim Lichtspiel mitarbeiten, zu einem Apéro in den neuen Räumlichkeiten eingeladen – DIE Gelegenheit, diese Räumlichkeiten letztmals LEER zu entdecken.
Früher, ganz früher, sah das Innere, eine Weberei, so aus :
Und aussen ein beeindruckend schönes Gebäude :
von der Montbijou-Brücke gesehen, mit Bundeshaus und Münster im Hintergrund
von vorne
von hinten, von der anderen Aareseite gesehen, mit rechts, die Dampfzentrale
Heute ist das Innere leer, aber eben nur heute !
Eine muntere Gruppe traf sich, u.a. mit den „ehrwürdigen“ Gründungsmitglieder des Vereins, aber auch mit den Zivis, die jeweils für unser leibliches Wohl sorgen und das z’Mittag kochen – und last but not least mit den meisten Freiwilligen des Bäre-Höcks (gute Besserung, Willy !).
Gute Kontakte wurden geknüpft, die eigene Herkunft ausgeforscht („weisch no … ?“) und teilweise auch Aufgaben definiert, delegiert und zugeteilt.
Wie geht’s weiter ?
Bis zur Eröffnung des neuen Lichtspiel anlässlich der Museumsnacht vom 16. März 2012 werden unsere Kräfte am neuen Ort gebraucht.
Morgen Donnerstag 1.März werden die Männer (Christian, Erwin und ich) um 9 Uhr dort antreten – Arbeit gibt’s alleweil genug ! Aber es ist klar, dass wir nicht gedenken, schwere Kisten und Geräte rumzutragen und unsere Rücken kaputt zu machen. Wir wissen, was wir können und was nicht – aber Arbeit gibt’s, jegliche Art, in Hülle und Fülle !
Am Montag 5. März werden wir wieder dort sein.
Elisabeth hat sich mit ihren Näh-Kolleginnen abgesprochen, die zusammen die bisherigen Vorhänge so zuschneiden und nähen werden, damit sie die neuen Fenster lichtdicht abschliessen können.
Wenn irgendwelche, sich für feminine Hände eignende Arbeiten absehbar sind, werden unsere Frauen avisiert.
Der Donnerstag 22.März ist der nächste Termin für das ganze Team, um im alten Lichtspiel mit unseren Bildern weiterzumachen. Die Bilder der US-Filme sind praktisch beendet, die Bilder der D-Filme sind zu 1/3 bearbeitet, der Rest ist übersehbar.
Und wenn sich jemand sich unserer Gruppe anschliessen will, jede aktive Hand ist willkommen !!
09.03.2012 : Es geht stetig vorwärts
Seit dem 1. März sind wir sehr fleissig an der Arbeit, teilweise sogar fahrlässig fleissig, denn alle guten Vorsätze in Sachen „Schonung des Rückens“ und „nicht Schweres heben“ haben die Tendenz, in Vergessenheit zu geraten. Zum Glück erinnern wir uns hin und wieder gegenseitig daran.
Die Lichtspiel-Werkstatt haben wir eingerichtet, u.a. mit ehrwürdigen Maschinen wie Schäublin-Drehbank, Fräse, Bohrmaschine – immens schwere Dinger, bei denen kurz Gedanken bezüglich Statik und ihrer Zuverlässigkeit aufkamen.
Eine riesige Filmwaschmaschine mit ihrem Aktivkohlenfilter-Fass und Pumpe und Schlauch wurde in die Dusche der Herrengarderobe gestellt.
Das ganze Kinogestühl haben wir am alten Ort abgebaut, runtertransportiert, in einen Umzugslastwagen verladen, am neuen Ort ausgeladen, rauftransportiert und provisorisch hingestellt. Natürlich wurde dieser Lastwagen bis oben hin gefüllt, u.a. mit einer Unmenge von Stativen und sonstigen Filmapparaturen.
Erwin dirigiert
Werner, unser Liftboy
passt, waggelet u hett Luft !
Das war mal ein völlig leerer Raum (siehe weiter oben)
Dazu kam eine Unmenge kleinerer Arbeiten. u.a. suchte Jean-Pierre stundenlang erfolglos den Durchblick in die Logik der Software des Schlosssystems (basierend auf Win/95) zu erhaschen, um Schlüssel umprogrammieren zu können.
Kurz vor dem Feierabend
Elisabeth misst, schneidet und näht derweil in einer Frauschaft die Vorhänge für die neuen Fenster.
Am nächsten Sonntagnachmittag gibt’s in den neuen Lokalitäten ein Halbzeit-Apéro (Halbzeit bis zur Eröffnung am 16. März) und am Sonntagabend geht’s zum alten Lichtspiel zur allerletzten “dernière”.
Für Montag hat sich Erwin eine ganz spezifische Arbeit vorgenommen :
Diese Fuge, in der bis vor wenigen Tagen eine massive Trennwand stand, wird er fachmännisch schliessen.
16.04.2012 : Die Stunde von Erwin, dem Meister-Bodenleger
Rückblickend muss ich schon sagen : Das war ein hartes Stück Arbeit! Besonders für den Meister, Erwin, obwohl der, im Gegensatz zu uns Handlangern, an den Knien gepolsterte Hosen hatte !
Zuerst musste die oberste Schicht des Bodens entlang des Fugenrands (siehe Bild oben) gerade und sauber gesägt werden. Dafür hatte Erwin eine extrem kreischende Säge – und er hatte einen Gehörschutz; er, einen! Dafür vergass er, im Eifer, trotz mehrmaliger Aufforderung, seine Handschuhe anzuziehen und verbrannte sich die Hände an der heissen Säge. Damit nicht zuviel Staub aufgewirbelt wurde, hat er mit einer alten Platicflasche einen Staubfänger für die Säge gebastelt, an deren Öffnung der Oberstaubsauger sein Rohr halten sollte.
Na ja, war gut gemeint, das grosse Staubaufwirbeln fand nicht statt !
Mit Stechbeitel, Schraubenzieher und Hammer spitzten dann die Handlanger diese extrem harte oberste Schicht ab und schärften die Randkante noch etwas. Nach penibler Säuberung der gesamten Fuge wurden die tiefen Stellen mit Zement gefüllt. Nach dessen Trocknung wurde die Fläche mit Spachtelmasse topfeben gemacht, bis zu den verbleibenden etwa 2 mm.
Nebst dieser Fuge im grossen Saal mussten noch diverse andere Stellen in den Gängen und Räumen auf dieselbe Art vorbereitet werden.
Den Abschluss machten wir einige Tage später mit einer 3-Komponentenmasse, die von Erwin in der von den Handlangern perfekt abgedeckten Fuge meisterlich verbreitet wurde.
Über 24 Stunden musste diese oberste Schicht trocknen – und wir schafften es dank akribischem Abdecken und Einzäunen, dass sich niemand darin verewigte !
Spiegelglatt, das Resultat – bravo Erwin !
Am 16. März – termingerecht zur Museumsnacht – wurden die Türen des neuen Lichtspiels fürs Publikum geöffnet. 1500 (!) Besucher strömten in die neuen Räume, genossen Kurzfilme, warfen interessierte Blicke in alle Ecken, bestaunten die (noch wenigen) Ausstellungsstücke und lehnten sich mit einem Glas in der Hand an der von Tömu geschaffenen neuen Bar mit gemütlicher Ecke.
Laut David war die Museumsnacht ein toller Erfolg – und ihm sind sicherlich einige Steine vom Herzen gefallen !
Noch ein paar Schmuckstücke :
ein Scopitone
wie damals, in den Bahnhöfen …
der ideale Lautsprecher für die gute Stube
In der Zwischenzeit haben wir auch das gesamte Bildarchiv ins neue Lichtspiel umgezogen und die Arbeit am Zusammentragen und Erfassen der Bilder pro Film wieder aufgenommen. Wir rechnen damit, dass wir noch maximal 2 Monate damit verbringen werden.
Dabei ist zu beachten, dass einige der Lichtspiel-Engagierten auch FFI-Workshop-Akteure sind – und die werden im Mai im Stade-de-Suisse beschäftigt sein !
12.07.2012 : Der Abschluss des Vorhabens
Am 16.4. schrieb ich, dass wir für das weitere Erfassen des „Bund“-Bildarchivs schätzungsweise noch mit 2 Monaten Arbeit rechnen. Nun, so völlig lätz war das nicht, nur leicht untertrieben. Wir haben gestern 12. Juli unsere selbstgestellte Aufgabe beendet, zumindest im Prinzip.
„Im Prinzip“, da uns David gestern mit der frohen Botschaft überraschte, dass im Papierarchiv des alten Lichtspiels eine letzte (?) Bananenkiste voller „Chrut u Rübeli“ aufgetaucht ist, mit Bilder, mit Dias, mit DVD’s, usw., Bildmaterial querbeet zu eher neueren Filmen aus der ganzen Welt.
Wir haben’s zur Kenntnis genommen und beim kleinen Abschluss-Apéro (das grosse folgt später, gegen Ende Oktober) beschlossen, dass wir mit einem letzten Effort auch diese Kiste auseinandernehmen, die Bilder zusammentragen, sortieren und erfassen werden.
Die Termine in der zweiten Juli-Hälfte sind bereits genagelt, am nächsten Montag dem 16. geht’s bereits los – und gewohnt erfreulich : alle machen weiter mit !
So sieht das aufgeräumte Bildarchiv aus, …
… eigentlich ziemlich ernüchternd, sozusagen nach „fast nichts“, aber
· unsere Excel-Tabelle enthält 8‘957 Zeilen und
· jede Zeile enthält die Informationen zu einem Film und
· verweist auf die Papiertasche mit dem Bildmaterial zu diesem Film.
· Diese Papiertaschen sind bei wichtigen Filmländer pro Land,
· die restlichen pro Kontinent in den Kartons abgelegt,
· immer schön alphabetisch nach Original-Filmtitel aufsteigend.
Die Bilder-Crew beim Apéro (Katalin und Willy fehlen, sie ist in den Ferien und er hinter der Kamera)
und die Auftraggeber, Herr und Frau David und Judith “Lichtspiel” hinter einem vorsintflutlichen Projektor
Christiane hat eben “über den Daumen” gerechnet : Es waren über alles rund 1000 Stunden !!
Voilà, somit beschliesse ich diesen Blog, danke allen Beteiligten und den Lesern und Leserinnen und sage “auf Wiedersehen” und bis zum nächsten Bäre-Höck-Vorhaben …
02.03.2013 : Definitiver Abschluss des Vorhabens
„Abschluss des Vorhabens“ betitelte ich Mitte Juli 2012 das letzte Blog-Kapitel – und nun schreiben wir März 2013 und ich füge diesem Blog ein neues Kapitel an, überschrieben mit „Definitiver Abschluss des Vorhabens“.
Nein, ich flunkere nicht und es geht mir auch nicht darum, diesen Blog unbedingt wieder auf die erste SW-Seite zu katapultieren. Eigentlich wollte ich kein Wort über unsere „Überstunden“ in der Öffentlichkeit verbreiten. Meine Mitstreiter und Mitstreiterinnen überzeugten mich aber vom Gegenteil und meinten, dass es nicht schlecht sei, zu zeigen, dass wir uns trotz anfänglichem Frust durchgebissen und die Arbeit beendet haben.
Im bisher letzten Kapitel schrieb ich ja auch, dass wir unsere Aufgabe „im Prinzip“ beendet hätten, „im Prinzip“, da damals eine letzte Bananenkiste mit Bildern auftauchte. Nun, es wurden noch mehr und dann kam noch eine grosse Kiste mit lauter Dias.
In diesen Momenten schauten wir uns schon ziemlich frustriert an. Eigentlich fühlten wir uns ja am wohlverdienten Ende der Arbeit angelangt – und nun das! Der Inhalt dieser Kisten sah zudem echt schlimm aus. Bisher hatten wir’s ja mit dem ehemaligen Archiv des „Bund“ zu tun, einigermassen nach Ländern sortiert. Hier aber lag alles völlig wirr und chaotisch durcheinander, dies würde also ein anderes, ein aufwendigeres Vorgehen bedingen.
Wir beschlossen, irgendwie durch unsere Erziehung, Arbeitsethik, Pflichtgefühl oder was auch immer bedingt, auch diese Restverarbeitung durchzuziehen. In den verbliebenen vier Juli-Terminen versuchten wir, uns ein Bild des Chaos zu machen und die notwendigen Arbeitsschritte zu skizzieren. Dann, dank meiner Alaska/Kanada-Reise, schalteten wir einen längeren Unterbruch ein.
Am 7. November 2012 traf sich das Team wieder, also genau ein Jahr nach Beginn des Vorhabens. Mit grossem Elan machten wir uns an die Verarbeitung des Restes der Bilder, verpackten sie in Couverts, glichen mit den bereits erfassten Filmen ab, suchten den Film in der internationalen Film-Datenbank IMDB, erfassten die Daten, sortierten die Couverts und archivierten sie. Danach war noch die Kiste mit den Dias an der Reihe. Deren Inhalt entpuppte sich zu meiner Freude als viel stärker pro Film gruppiert und nicht so vereinzelt, wie ich es befürchtet hatte. Und statt des von mir insgeheim befürchteten Monats wurde diese Kiste innert drei intensiven Tagen erledigt. Ganz zuletzt kümmerten wir uns noch um die bisher verschmähten Bilder von Regisseuren, Schauspielern und sonstigen Persönlichkeiten des Films und erfassten und archivierten auch diesen Rest.
Gesamthaft trafen wir uns für diese Restverarbeitung zwischen Anfang November 2012 und Ende Februar 2013 nochmals zu 18 Arbeitstagen im Lichtspiel. Zum krönenden Abschluss druckten wir noch Klebeetiketten mit den Angaben zum Inhalt jeder Kiste.
Stolz übergaben wir am Dienstag 26. Februar 2013 das vollendete Bildarchiv und den Stick mit der Excel-Tabelle an David und Judith, den Verantwortlichen des Lichtspiels.
Es war eine wirklich gute Zeit, die uns als Team stark zusammengeschweisst hat. Wir haben gute und “nahe” Gespräche beim Kaffee und beim z’Mittag geführt (der Bäre-Höck “Tag der Orgel” ist eine der Folgen) und – viel zu selten – Katalin’s umwerfende Schoggi-Mousse geschleckt. Irgendwie vermissen wir diese Tage bereits jetzt – wer weiss ….
Und übrigens, das Lichtspiel ist immer ein Besuch wert, IMMER !!
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2 Comments
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So gut, dass dieser wertvolle Beitrag in die Gegenwart gezügelt wurde. Herzlichen Dank dafür!
Da ich früher sehr viel mit 16mm-Film mich beschäftigte, ist aktuell interessant, dass dieser Verein auch Digitalisieren von 16mm-Filmen macht. Nebenbei habe ich Artikel, die ich dorthin verschenken kann – von Glühbirnen bis Laufbildbetrachter beispielsweise.
Rolf
Das war eine gute Zeit. Ich habe den langen Beitrag gerne nochmals gelesen. Lang war auch der Einsatz der Beteiligten, mehr als ein Jahr, vom November 2011 bis März 2013!
Aus dem damals aktiven Team und dem folgenden Projekt “Freie Fahrt in Internet” im Wankdorf resultierte schliesslich unser heutiges SeniorBern und CompiHelp.
Lang ist’s her.
Erwin