Entstehung der Berner Platte
Es ist der 4. April 1798, die französischen Invasionstruppen hatten von Genf und Lausanne kommend Fribourg besetzt. Daneben waren sie von Delsberg her nach Solothurn vorgestossen und zogen von beiden Seiten weiter gegen Bern zu. Bei Fraubrunnen stellten sich ihnen bernische Truppen aus Burgdorf und ein zusammengezogener Landsturm entgegen.

Die Schlacht endete fĂŒr die stark ĂŒberlegenen Franzosen siegreich und so marschierten sie weiter gegen Bern zu. Erst beim Grauholz trafen sie auf die Kampftruppen des Karl Ludwig von Erlach, welche die Berner Regierung unter dem alten Schultheiss Niklaus Friedrich von Steiger entsandt hatte. Wir wissen, wie die Schlacht am Grauholz ausging â Bern und sein Ancien RĂ©gime war verloren.

Unterdessen waren Napoleons Truppen vom Freiburgischen her zur SensebrĂŒgg bei Neuenegg vorgestossen, wo sie mit der schwachen Gegenwehr der Berner Verteidiger â darunter die heldenhaft kĂ€mpfenden Aargauer vom Freikorps Zofingen â bald fertig waren und bis Oberwangen vordrangen.

Mittlerweile war der neue Tag, der 5. April 1798, angebrochen. Den Angreifern stellten sich die ScharfschĂŒtzenkompanie Tscharner, die am Könizberg Lager bezogen hatten, entgegen.

Zusammen mit dem in der Nacht vorher eilends mobilisierten Berner Landsturm trieben sie die frechen Eindringlinge ĂŒber die Sense zurĂŒck. Dort hatte aber französische Artillerie Stellung bezogen und beschoss die Berner Truppen. Diese konnten sich erfolgreich wehren und hĂ€tten eigentlich als Sieger aus der Schlacht hervortreten können, wenn, ja wenn nicht gleichzeitig am Grauholz der General Schauenburg die Berner besiegt gehabt hĂ€tte und in Bern einmarschiert wĂ€re.

So mussten die vor Neuenegg triumphierenden Berner Mannen frustriert und zornig durch den Forst abziehen. In die Dörfer um Bern kamen sie zurĂŒck, teils mehr oder weniger verwundet und mĂŒde und einige der Helden hatten es nicht ĂŒberlebt. Auch in Wohlen am anderen Aareufer wurden die mĂŒden Krieger erwartet, voraus sprengende Dragoner hatten den Dorfbewohnern vom Ende der Schlacht berichtet.
Und jetzt kommen wir zum eigentlichen Thema der Geschichte, nÀmlich der Berner Platte.

Um den (Pyrrhus-)Sieg gebĂŒhrend zu feiern und auch zum Trost fĂŒr das Leid der Angehörigen –
– beschlossen die Frauen des Dorfes, ihre MĂ€nner im Gasthof zum Kreuz in Wohlen/BE wĂŒrdig zu empfangen und, vor allem, ihnen wieder einmal eine richtige Mahlzeit aufzutischen. Sicher hĂ€tten die abgekĂ€mpften, mĂŒden Krieger so etwas bitter nötig. Gesagt, getan.
Eine der Frauen brachte eine Hamme, eine andere ein StĂŒck Speck, die dritte ein Paar WĂŒrste, die Metzgersfrau ein StrĂŒck Siedfleisch. Es kamen noch Rippli, Zunge und Gnagi, eine ganze Sammlung Köstlichkeiten aus der Beize und aus dem Rauch dazu. und jede brachte eine SchĂŒssel Sauerkraut, SauerrĂŒben oder Dörrbohnen, denn es war ja MĂ€rz und kein FrischgemĂŒse vorhanden. Nun ging’s ans Sieden und Kochen. SĂ€mtliche verfĂŒgbaren Kochgeschirre waren in Funktion. Kartoffeln wurden gleich zwei SĂ€cke gekocht. Als nun die braven MĂ€nner im Dorf eintrafen, wurden sie mit Jubel empfangen. Doch auch manche TrĂ€nen flossen dabei, blieben doch einige von ihnen auf dem Schlachtfeld.
Nach dem ErzĂ€hlen ging man zu Tisch. Damit jeder von seinem Fleisch etwas bekomme, wurde es fein sĂ€uberlich aufgeschnitten und auf das GemĂŒse gelegt.” Von da an hiess dieses Gericht BERNER PLATTE, eine kulinarische SpezialitĂ€t, die sich im ganzen Land grosser Beliebtheit erfreut.
Zitat aus der Website vom Gasthof Kreuz

AnlÀsslich des zehnjÀhrigen JubilÀums von SeniorBern durften wir Frauen und Mannen eine unseren MÀgen angepasste Kostprobe des damaligen Festessens geniessen, dies ohne, dass wir vorher eine Schlacht gewinnen mussten.
Von einem der zufrieden GesÀttigten.
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Spannende ErzĂ€hlung. Zu so einer originaler Berner-Platte lasse ich mich gerne einladen,natĂŒrlich auch ohne dafĂŒr kĂ€mpfen zu mĂŒssen. LG Willy